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Total Gewinn- und Verlustrechnung

MasseinheitFranken
RubrikFinanzzahlen
BahntypLokomotivbahn

Daten

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Kommentar

Die Gewinn- und Verlustrechnung (GVR) – in den frühen Statistiken als «Schlussrechnung» bezeichnet – ist die Gegenüberstellung von sämtlichen Aufwendungen und Erträgen eines Unternehmens in einem Geschäftsjahr. Bezüglich der Bahnen enthält die Gewinn- und Verlustrechnung neben dem eigentlichen Betriebsergebnis aus dem Transport insbesondere auch die Zinsdienste (für Aktien, Anleihen) bzw. Zinseinnahmen, Einlagen bzw. Entnahmen aus den Spezialfonds sowie die Vorträge der Aktiv- bzw. Passivsaldi auf die nächste Jahresrechnung. Das Total der Einnahmen und Ausgaben ist immer identisch. Im Einzelnen bestand die Gewinn- und Verlustrechnung 1910 in der Statistik aus folgenden Posten:

Einnahmen:

Ausgaben:

Die Statistik wies die Gewinn- und Verlustrechnung ab 1874 aus, allerdings aber leider nicht homogen. Einerseits wurden anfangs Erträge aus Kapitalien bzw. Ausgaben für «Contocorrentzinsen und Provisionen» in der Betriebsrechnung unter «Verschiedenen Einnahmen» bzw. «Verschiedenen Ausgaben» verbucht. Mitte der 1880er-Jahre wurden diese Posten dann in die Gewinn- und Verlustrechnung übertragen. Andererseits, und das wiegt bedeutend schwerer, veränderte man mehrmals die Einberechnung der Aktiv- und Passivsaldi. Zu Beginn wurden diese in der Gewinn- und Verlustrechnung in einer Reihe dargestellt, und zwar sowohl bei den Einnahmen (als «Saldo vom Vorjahr») als auch bei den Ausgaben (als «Saldovortrag»). Passivsaldi wurden dabei mit negativen Vorzeichen einberechnet. Allerdings verbuchte man die Passivsaldo-Vorträge 1874 bis 1882 direkt als Einnahmen, danach jedoch als Ausgaben, was zu völlig anderen Endergebnissen führte.

Nach 1885 änderte sich die Berechnungsart nochmals grundlegend. Nun erschienen diese Saldo-Zahlen in jeweils zwei Spalten (siehe auch die Aufstellung oben bzw. die Tabelle unten): bei den Einnahmen als «Aktivsaldo vom Vorjahr» und «Passivsaldo-Vortrag», bei den Ausgaben als «Passivsaldo vom Vorjahr» und «Aktivsaldo-Vortrag». Anders ausgedrückt, wurden nun zusätzlich die Passivsaldi des Betriebsjahres als Einnahmen verbucht, die Passivsaldi des Vorjahres als Ausgaben (und die Aktivsaldi umgekehrt). Abgesehen davon, dass daraus natürlich wiederum ganz andere Endergebnisse resultierten, führte es auch dazu, dass im Total der Gewinn- und Verlustrechnung im Gegensatz zu vorher keine negativen Werte mehr auftauchten. Ein konkretes Beispiel anhand der Bahn Bulle–Romont (BR) zeigt dies für die Jahre 1883 und 1888:

Einnahmen 1883 in Fr.
Einnahmen totalSaldo vom VorjahrTotal GVR
27‘165– 450‘306– 423‘141
Ausgaben 1883 in Fr.
Ausgaben totalSaldo-VortragTotal GVR
42‘225– 468‘366– 423‘141
Einnahmen 1888 in Fr.
Aktivsaldo VorjahrEinnahmen totalPassivsaldo-VortragTotal GVR
031‘167521‘262558‘429
Ausgaben 1888 in Fr.
Passivsaldo VorjahrAusgaben totalAktivsaldo-VortragTotal GVR
513‘42945‘0000558‘429

Eine Bereinigung dieser Mutationen war aus arbeitsökonomischen Gründen nicht möglich. Dazu müsste man bis 1887 für sämtliche Bahnen faktisch eine neue Gewinn- und Verlustrechnung erstellen. Um die Reihen zu homogenisieren, wäre im obigen Beispiel der Saldo-Vortrag 1883 neu unter Einnahmen einzustellen, der Saldo vom Vorjahr als Ausgabe.

Gesamthaft muss festgestellt werden, dass die Angaben der Gewinn- und Verlustrechnung in hohem Masse interpretationsbedürftig sind, und zwar nicht nur aus den oben genannten Gründen. Grosse Fragezeichen werfen beispielsweise ebenfalls die Abschreibungspraktiken (vgl. Kommentar «Allgemeine Bemerkungen zu den Fonds») oder versteckte Betriebssubventionen auf.

Für weitere Informationen verweisen wir auf die Kommentare zu den einzelnen Variablen.

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